Nach wenigen Jahren Übung fassten die Musiker den Entschluss, Herrn Josef Buxabaum als musikalischen Leiter zu nominieren und öffentliche Aufträge anzunehmen und zu absolvieren.
Josef Buxbaum
1. Kapellmeister der Musikkapelle
Aufgrund der schwachen Besetzung des Orchesters musste jedoch
Herr Buxbaum im Orchester mitspielen woraufhin Herr Josef Steyskal,
aufgrund seiner musikalischen Vorbildung mit Streichinstrumenten,
zum Dirigenten ernannt wurde.
Da bei jedem Menschen der Trieb vorwärts in irgendeiner Form mehr oder weniger ausgeprägt ist, tauchten auch bei den Musikern aus Bischofstetten Probleme und Fragen auf. Das größte Problem bestand in der Ausbildung von Nachwuchsmusikern.
Gastwirt Anton Pitcanek wußte Rat und nahm mit Herrn Emanuel Geißeder
aus St. Pölten Kontakt auf und ersuchte ihn zwecks Aussprache bei den Musikern in Bischofstetten vorzusprechen.
Herr Geißeder folgte dieser Einladung und nach kurzem, gegenseitigem Abtasten und einem ausgiebigem Gespräch, wurde der Vorschlag eingebracht in Bischofstetten eine Musikkapelle zu gründen, welcher mit Begeisterung angenommen wurde.
Herr Geißeder erklärte sich seinerseits bereit,
den Unterricht der Nachwuchsmusiker zu übernehmen.
Am Sonntag den 2. Juli 1928 war es endlich soweit. Pünktlich um 20.00 Uhr eröffnete Josef Buxbaum im Gasthof Pitcanek (dem späterem Gasthaus Wieser, Anm.) die Gründungsversammlung der Musikkapelle Bischofstetten.
Nach kurzen aber herzlichen Einführungsworten brachte Josef Buxbaum das von ihm und Herrn Geißeder verfasste Gründungsformular zur Verlesung und wurde von allen Anwesenden Musikern für in Ordnung befunden.
Anschließend setzte jeder Musiker feierlich seine Unterschrift auf die Gründungsurkunde.
Josef Buxbaum
Paul Witschko
Heinrich Peffer
Franz Kärner
Alois Gruber
Anton Zuser
Josef
Bodenberger
Peter Wesely
Josef Kaliwoda
sen.
Franz Gruber
Anton Groiss
Franz Klauser
Ferdinand Karner
Friedrich Thalhammer
Raimund Raderer
Keine Bilder
vorhanden
Johann Pöllendorfer
Karl Kraushofer
Aufgrund seinen hervorragenden Führungsqualitäten und seiner Musikalität, wurde Josef Buxbaum offiziell zum ersten Kapellmeister der Musikkapelle Bischofstetten ernannt. Unmittelbar nach der Gründung wurde mit der regelmäßigen Probenarbeit begonnen. Emanuel Geißeder zeigte sich bald als strenger aber gerechter Lehrmeister. So musste für das Fernbleiben bei einer Probe eine schriftliche Entschuldigung vorgelegt werden. Für die Zeit von
18.30 Uhr bis 23.30 Uhr wurde von Herrn Geißeder als Honorar ein Betrag von 16,- (sechzehn) Schilling pro Abend eingehoben.
Ebenso musste die Nächtigung im Gasthof Pitcanek bezahlt werden. Zum Vergleich, dass durchschnittliche Wocheneinkommen eines Arbeitnehmers betrug zu dieser Zeit etwa 20,- (zwanzig) Schilling. Kurz nach der Gründung konnte bereits der erste Neuzugang zur Musikkapelle Bischofstetten begrüßt werden. Herr Josef Dornstauder begann auf dem Flügelhorn als aktives Mitglied mitzuwirken.
Bereits am Sonntag den 24. Juli 1928, also 22 Tage nach Gründung der Musikkapelle absolvierte diese bereits den ersten öffentlichen Auftritt beim Jakobikirtag in Bischofstetten.
Ab nun wurde die Musikkapelle zu den verschiedensten Veranstaltungen angefordert. Um den Probenraum zu beheizen wurde abwechselnd von den Musikern Brennmaterial mitgebracht. Der spätere Besitzer dieses Gasthofes, Herr Haidinger, stellte in der Folge das Brennmaterial zur Verfügung, dass jedoch von den Musikern bzw. der Gemeinschaftskasse der Musikkapelle bezahlt werden musste.
In der damaligen Zeit kam jedoch noch zusätzlich das Problem der Instrumentenbeschaffung hinzu,
dass der Ankauf eines neuen Instrumentes für den einzelnen Musiker eine schier unvorstellbare finanzielle Belastung darstellte.
Der Preis einer neuen Es-Trompete betrug damals 65 Schilling. Glücklicherweise fanden sich private Personen, welche in der Lage waren, die erforderlichen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen.
Foto: Baumeister Anton Gruber
Baumeister Anton Gruber und Franz Kaiblinger, beide aus Bischofstetten liehen der Musikkapelle 1000,- (eintausend) bzw. 400,- (vierhundert) Schilling, welches in kleinen Beträgen, zinsenfrei, abbezahlt wurde.
Bei Bedarf verlieh auch Herr Geißeder gegen Gebühr Blasinstrumente. Auch jedes Musikstück, das Herr Geißeder für die damalige Besetzung schrieb bzw. arrangierte, musste bezahlt werden.
Bis zum Jahreswechsel 1927/28 wurde von der Musikkapelle Kilb
das Brauchtum das neue Jahr einzublasen, dass so genannte "Neujahrsblasen", ausgeübt.
Ab dem Jahreswechsel 1928/29 übernahm die Musikkapelle Bischofstetten dieses Brauchtum. Da nun in Bischofstetten auch eine Musikkapelle vorhanden war, wurde in der Ballsaison in folgender Form musiziert:
Von 20 – 24 Uhr spielte das Laienorchester aus Bischofstetten, wobei für die Ballbesucher ein Programm aufgelegt wurde, sodass jeder Ballbesucher genau wusste, wann welches Musikstück gespielt wurde.
Nach Mitternacht übernahm die Unterhaltung der Ballgäste die Musikkapelle Bischofstetten. Durch Abwanderung verschiedener Musiker löste sich das Laienorchester bald auf, sodass die Musikkapelle auch deren Aufgabe übernahm.
Anton Thoma wird im aktives Mitglied, und Franz Kaiblinger von den Mitgliedern der Kapelle zum 1. Stabführer der Musikkapelle Bischofstetten ernannt.
Franz Kaiblinger
1. Stabführer
Das Jahr 1929 steht aber ganz im Zeichen der ersten einheitlichen Uniform.
Hier das erste Gruppenfoto in der neuen Uniform:
Von links nach rechts:
1. Reihe: Anton Thoma, Franz Gruber
2. Reihe: Josef Bodenberger, Heinrich Pfeffer, Alois Gruber, Josef Buxbaum,
Franz Kärner, Friedrich Thalhammer, Franz Klauser
3. Reihe: Anton Groiß, Ferdinand Karner, Peter Wesely, Franz Kaiblinger,
Paul Witschko, Anton Zuser, Josef Kaliwoda sen.
Bis ins Jahr 1930 können bereits folgende Instrumente von der Musikkapelle angekauft werden:
1 Flügelhorn, 1 Baßflügelhorn, 1 Posaune, 1 Helikon, 1 große Trommel,
3 Becken, 1 kleine Trommel
Die Mitglieder einer Musikkapelle sowie dessen Kapellmeister, haben laut Beschluss der Bundesregierung vom 28. Dezember 1933 dem Pflichtverband „Ring ausübender Musiker“ beizutreten und erhalten dazu einen Berechtigungsschein, der bei erwerbsmäßigen Tätigkeit stets bei sich zu tragen ist und den behördlichen Kontrollorganen über Verlangen vorzuweisen ist.
Ein Mitglied, das mit der Bezahlung der satzungsgemäß beschlossenen Monatsbeiträge oder sonstiger Gebühr trotz Mahnung im Rückstand
geblieben ist, kann durch Beschluss der Hauptleitung von der Ausübung
ausgeschlossen werden.
Da die Arbeitsbedingungen, aber auch die finanziellen Mittel jedes einzelnen Musikers als schlecht zu bezeichnen sind,
ersucht Kpm Buxbaum, die Pflichtverbandsleitung der ausübenden Mitglieder, dass die übrigen Mitglieder der Musikkapelle Bischofstetten von dieser Verordnung entbunden werden. Diesem Ansuchen wurde mit folgender Begründung stattgegeben.
„Die Musikkapelle Bischofstetten, besteht aus 12 Musikern und dient der idealen Musikpflege gegen ortsübliche Entschädigung bzw. Spesenersatz. Dies ergibt sich daraus, dass die Mitglieder der Musikkapelle bei allen kirchlichen und vaterländischen Anlässen vollkommen kostenlos musizieren. Das die oben
erwähnte Musikkapelle fünfmal im Jahr gegen ortsübliche Entschädigung spielt, bildet eine Voraussetzung für die Existenzmöglichkeit und die Bestreitung der eigenen Kosten.
Die Mitglieder spielen nur in der Ortsgemeinde ihres Sitzes und in deren unmittelbaren Umgebung. Da die Voraussetzungen gegenüber der Kapellmeister- und Musikerunion gegeben sind, werden außer dem Kapellmeister Josef Buxbaum, die übrigen Mitglieder der Musikkapelle Bischofstetten von einer verpflichtenden Mitgliedschaft befreit.“
Hier die Gründungsmitglieder mit ihrem Lehrer Emanuel Geißeder:
Von links nach rechts:
1. Reihe: Stabführer Franz Kaiblinger
(sitzend): Josef Kaliwoda sen., Alois Gruber, Friedrich Thalhammer,
Josef Buxbaum, Franz Klauser, Heinrich Pfeffer, Franz Gruber
2. Reihe (stehend): Peter Wesely, Paul Witschko, Josef Bodenberger, Emanuel Geißeder, Ferdinand Karner, Franz Kärner, Anton Zuser
In den darauf folgenden Jahren wurden folgende Herrn aktive Mitglieder bei der Musikkapelle Bischofstetten:
Leopold Lechner
1932
Kein Bild
vorhanden
Johann Zeilinger
1932
Franz Sieder
1935
Franz Renz
1936
Leopold Köhler sen.
1936
Kein Bild
vorhanden
Franz Fellner und Leopold Zeilinger
1936
Im Jahr 1938, mit dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland, wird der Pflichtverband „Ring ausübender Musiker“ aufgelöst und in den „Reichsverband für Volksmusik“ umbenannt.
Zu diesem Zeitpunkt haben einige Musiker den Einberufungsbefehl für den
2. Weltkrieg bereits in der Tasche, einige sind bereits eingezogen worden.
Kapellmeister Josef Buxbaum versteckt zu Kriegsbeginn sämtliches Notenmaterial der Musikkapelle, damit sie in den Kriegswirren nicht verloren gehen.
Mit dem 1. Jänner 1940 muss die Tätigkeit der Musikkapelle eingestellt werden,
da die Mehrzahl der Mitglieder bereits zur Wehrmacht eingezogen wurde oder durch Arbeitsverpflichtungen abwandert.
Daraufhin wird durch Kpm Buxbaum beim Reichsverband für Volksmusik die Stilllegung der Kapelle beantragt,
woraufhin das musizieren in der Öffentlichkeit behördlich strengstens verboten wurde. Der 2. Weltkrieg bleibt auch für die Musikkapelle Bischofstetten nicht ohne Folgen.
Folgende Musiker kehren aus dem Krieg nicht mehr heim:
Leopold Zeilinger
gefallen in Russland
Johann Zeilinger
gefallen in Russland
Franz Klauser
gefallen in Russland
Anton Maurer
gefallen in Russland
Friedrich Thalhammer
gefallen in Russland
Bereits ein Jahr nach Kriegsende 1946, gelingt es Kapellmeister Josef Buxbaum sowie dem ehemaligen Militärmusiker Paul Witschko, welcher soeben aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt ist, die Musiker wieder zu sammeln.
Durch Heirat, Abwanderung und dergleichen konnten die noch lebenden Gründungsmitglieder Anton Zuser, Karl Kraushofer, Peter Wesely, Anton Groiß, Johann Pöllendorfer und Raimund Raderer ihre Mitarbeit in der Musikkapelle Bischofstetten nicht mehr fortsetzten.
Die verbliebenen Mitglieder, Josef Buxbaum, Paul Witschko, Josef Kaliwoda sen., Ferdinand Sterkl und Anton Thoma setzten sich bald zusammen um über eine eventuelle Weiterarbeit in der Musikkapelle zu beratschlagen.
Hier wurde festgelegt, dass der Musikbetrieb wieder aufgenommen werden soll.
Bei einem gemeinsamen Treffen, am 8. Juni 1946 gibt Kapellmeister Josef Buxbaum gab bekannt, dass er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage ist, die Kapellmeisterfunktion auszuüben und ersucht den langjährigen Militärmusiker Paul Witschko, diese Funktion zu übernehmen.
Somit übernahm am 8. Juni 1946 Paul Witschko die Funktion des Kapellmeisters sowie des Stabführers.
Josef Buxbaum stand der Kapelle aber weiterhin als Kapellmeister Stellvertreter zur Verfügung.